Die bewegte Geschichte des Kanuvereins Laubegast e.V. von 1990 bis heute
1990 begann wieder ein neues Kapitel der Vereinsgeschichte. Die politische Wende veränderte auch die wirtschaftlichen Grundlagen für den Sport und seine Förderung.
In der Mitgliederversammlung im Januar 1990 wurde beschlossen, den Beitragssatz auf 10 Mark pro Monat zu erhöhen, um nach dem Währungstausch im Sommer 1990 genügend Eigenkapital zu haben.
Entsprechend des Einigungsvertrages und dem Kommunalvermögensgesetz wurde das Bootshausgelände unentgeltlich der Stadt Dresden zurückgegeben. Alle Grund- und Arbeitsmittel erhielt der Verein kostenlos von Seiten des Betriebes übertragen.
Am l. Juli 1990 schließen sich die Sektionen der bisherigen BSG Pentacon zur Sportvereinigung Praktika e. V. zusammen. Alle Abteilungen werden aufgefordert eigene Vereine zu gründen. Die finanzielle und personelle Basis fehlte, um einen Großverein Praktika e. V. zu erhalten.
Im November 1990 erfolgt die Gründung des Kanuvereins Laubegast e. V. unter Vorsitz von Helmar Büttner – 1. Vorsitzender, Dietmar Neustadt – 2. Vorsitzender und Christel Balle als Schatzmeister. Der Verein wird in das Vereinsregister des Amtsgerichtes Dresden unter der Nummer VR 942 eingetragen. Eine entsprechende Satzung wurde beschlossen.
In der Jahreshauptversammlung wird als neuer Vorstand gewählt:
Hartmut Schmidt Dietmar Neustadt Thomas Barthel Karsten Berger Ray Mehlig Fred Koban | Erster Vorsitzender Zweiter Vorsitzender Schatzmeister Rennsportwart Wandersportwart Kinder – und Jugendwart |
Es entstehen zunächst unruhige Zeiten im Bootshaus. Der Wechsel in die Marktwirtschaft bringt Arbeitslosigkeit mit sich, die Betriebe werden liquidiert, es entstehen ABM-Maßnahmen. Das Kombinat Pentacon wird zur GmbH i. L., alle Produktionsstätten, Ferienheime und sozialen Einrichtungen werden geschlossen und aufgelöst. Das alles bleibt nicht ohne Auswirkungen auf den gesamten Trainingsbetrieb.
Während dieser Phase erhält das Bootshaus eine ABM-Arbeitsstelle. Unabhängig aller Veränderungen gehen die Baumaßnahmen im Bootshaus weiter. Das Geld ist zwar knapp geworden, aber der Erfindergeist lässt noch ein paar Quellen sprießen. Die begonnene Innenerneuerung wird weitergeführt.
Bei den Deutschen Meisterschaften im Kanurennsport in München 1993 holten sich Lars Augustin, Clemens Kimmel, Janko Förster und Dan Knobloch den Deutschen Meister im K 1V 500 m. Dan Knobloch und Clemens Kimmel kamen zudem noch auf Platz 2 im K 11 2.000 m. In der Deutschen Meisterschaft im Kanumarathon waren Michael Jainz, Steffen Leukert und Claudia Hinz erfolgreich.
1994 erkämpften sich bei den Deutschen Meisterschaften im Kanumarathon in Dillingen Annett Breuer und Katrin Steinbock-Eich in der Damenklasse den Deutschen Meistertitel im K 11 42 km. Beide belegten bei den Weltmeisterschaften im Kanumarathon in Amsterdam im gleichen Jahr Platz 6 im K 2 über 42 km.
Unter Leitung von Andreas Breuer gründete sich im Mai 1994 die Abteilung Drachenboot mit dem Team “Dresdner Löwen”. Während anfangs noch mit einem geliehenen Boot trainiert wurde, konnte bereits im September mit Hilfe von Spenden, Sponsoren und Freunden ein eigenes Boot gekauft werden. War 1994 das Drachenboot eine Domäne der Männer, so wollten im nächsten Jahr die Ehefrauen mit ins Boot. Deshalb erfolgte Mitte 1995 die Ummeldung zum Mix-Team. Die Erfolge bei Wettkämpfen bestätigten diesen Schritt. 1994 und 95 wurden im Rahmen des Elbhangfestes mehrfach zweite Plätze belegt. Zum Drachenbootfestival in Malmö (Schweden) schaffte unsere Mixedmannschaft von 18 Teilnehmern im 300 m-Rennen Platz 7 und über 5000 m Platz 6.
1996 qualifizierte sich das Team bei der Deutschen Meisterschaft in Fürstenberg für die Europameisterschaften in Silkeborg (Dänemark) und errang dort im Wettbewerb der besten Clubmannschaften zweimal den dritten Platz.
Mit der Gründung des Drachenbootteams erhöhte sich die Mitgliederzahl auf über 200 Mitglieder. Die Umkleiderräume wurden zu klein. Es wird beschlossen, den ehemaligen Schrankraum als Umkleideraum auszubauen. In mühevoller Kleinarbeit wird ein Teil des Raumes ausgeräumt und die Dielung entfernt. Erst jetzt wird der jahrelang verborgene Schaden sichtbar, die Balkenköpfe müssen ersetzt werden. Die ABM-Stelle ist ersatzlos gestrichen und keiner hat mehr viel Zeit, noch extra Arbeiten im Bootshaus auszuführen; der Ausbau des Dachbodens zieht sich in die Länge. Nach einem großen Ruck wurde endlich die Dielung eingebracht.
Noch etwas Neues tat sich in dieser Zeit. Im Bootshaus wurden Betonbootfahrer ausgebildet. Lehrlinge des Bildungswerkes der Bauwirtschaft trainierten Canadierfahren, um dann später in einem extra dafür gebauten Boot aus Leichtbeton zu fahren. Dieser Wettkampf findet aller zwei Jahre zwischen allen Lehrlingsausbildungsstätten ganz Deutschlands statt. Als Gegenleistung für die Sportausbildung im Bootshaus übernahmen Umschüler die Isolierung und Verkleidung des gesamten Dachbodens. Ab Frühjahr 1996 wurde der Umkleideraum unterm Dach schrittweise bezogen. Im September erfolgte dann mit vielseitigen Einsatz die Neueindeckung des Hauptgebäudes. Eine neue Fördermöglichkeit wurde in Anspruch genommen: die Zivildienststelle. Ein Jahr nach unserem Antrag erhielten wir die Bestätigung zur Eröffnung einer Zivildienststelle.
Neue sportliche Kontakte entstanden. Am 21./ 22. April 1990 wurde unsere Sektion von der Essener Kanugemeinschaft “Wanderfalke” zur Nordrhein-Westfalen-Rallye eingeladen.
Dietmar Neustadt schreibt in seinem Bericht:
“Sonntagmorgen trafen wir uns 8 Uhr am Bootshaus der “Wanderfalken” mit dem PKW nach Witten, zum Start der NRW-Rallye… Um 9 Uhr ging es dann auf Fahrt. Ziel war der 44 km entfernte Baldeneysee, die Etappe mit der wahlweise größten Entfernung. Wir fuhren mit einem Mannschaftskanadier (C VII), einem C 1V und einem Einer.
Die Fahrt war abwechslungsreich, teils auf flott fließendem, teils auf stehendem Gewässer. Einige Wehre mussten umtragen werden, andere konnten auf Rutschen, die Höhenunterschiede von 2 – 3 m aufweisen, befahren werden. Die Rutschen waren ein Spaß für alle, wir kannten ja so etwas von unseren Touren noch nicht. Der Vordermann im Boot hatte jedoch einmal das Nachsehen, als die Wellen bei ihm zusammenschlugen…”
1991 erfolgte die Umstellung auf Erdgas in der Stadt Dresden. Das Sportamt bewilligte uns eine Investitionsumme von 24 TDM. Durch das Rückübertragungsrecht zog Herr Thiers wieder nach Dresden und eröffnete die Heizungsfirma Thiers in 4. Generation. Seine Firma übernahm den Auftrag und wir erhielten einen neuen Gaskessel für Erdgas und den entsprechenden Warmwasserbereiter. Mit der Rückkehr von Herrn Thiers in sein Elternhaus erfolgte wieder eine klare Trennung der beiden Grundstücke. Das Verwaltungsgebäude war schon vertraglich in den Grundbesitz des Kombinates Pentacon übernommen wurden. Grenzsteine teilten das Gesamtgelände in zwei Teile. Es fehlten nur noch die Unterschriften der beiden Direktoren. Das Verhältnis mit unserem Nachbarn hat sich in den letzten Jahren hervorragend entwickelt. Es erfolgt eine gegenseitige Hilfe in den verschiedensten Situationen.
Der Sportbetrieb festigt sich in den kommenden Jahren wieder. Die neuen Möglichkeiten der Finanzierung von Kinder- und Jugendsport sowie Ferienfreizeiten durch Fördermittel des Landes, der Stadt und von Verbänden werden wahrgenommen. Bauzuschüsse für die weitere Sanierung werden eingereicht. Auf Grund der hohen Eigenleistung vieler Sportsfreunde können die umfangreichen Arbeiten durchgeführt werden. Die Baumaßnahmen müssen vorfinanziert werden, da Stadt und Land Fördermittel meist erst im Laufe des Jahres bestätigen.
1997 gibt es wieder einen wesentlichen Einschnitt in der Geschichte des Vereins. Das Bootshaus wird in Vereinsträgerschaft übernommen. Das stellt vor allem hinsichtlich der Erhaltung, der Reinigung und der gesamten Ordnung höhere Anforderungen an die Vereinsmitglieder dar. Die Betriebskosten müssen nunmehr selbständig erwirtschaftet werden.
Die Renovierung des Clubraumes und der Küche stehen auf der Tagesordnung.
Aus dem ehemaligen Umkleideraum der Jungen entstand ein völlig neuer Clubraum, der “Strudel”.
Hohe Verantwortung für die sportlichen Leistungen trägt Ray Mehlig als ehrenamtlicher Stützpunktleiter, Trainer und Rennsportwart.
Die größten Erfolge des Jahres fuhr Lars Augustin ein. Bei den Deutschen Meisterschaften erreichte er im K 1 der Junioren 500 m den zweiten Platz. Seine Leistungen krönte er zu den Juniorenweltmeisterschaften im finnischen Lahti mit Gold im deutschen K 1V der Herren. Bei den Deutschen Meisterschaften konnten sich Clemens Kimmel und Janko Förster über den zweiten Platz im K 1V 1.000 m freuen. Robert Römer erreichte bei den Schülern A im K 1V 2.000 m und 500 m jeweils den zweiten Platz.
1998 fanden vom 01. bis 03. Mai die Festlichkeiten zum 70-jährigen Bestehen des Kanuvereins statt.
1995 waren Lars Augustin, Clemens Kimmel, Dan Knobloch und Andre Beck wiederum bei den Deutschen Meisterschaften im Kanurennsport erfolgreich. Sie holten sich jeweils den dritten Platz im K 1V 500 m und K 1V 6000 m. Gute Plätze erreichten, bei den Deutschen Meisterschaften im Kanumarathon, Clemens Kimmel, Dan Knobloch und Kerstin Scholz.
1995 trainierten in 4 Trainingsgruppen 72 Sportler im Alter von 10 – 25 Jahren unter der Anleitung von 17 Trainern bzw. sich in der Ausbildung befindlichen erfahrenen Kanuten. Sieben C-Lizenzen, vier B-Lizenzen und eine A-Lizenz der ehrenamtlichen Trainer sind eine solide Grundlage für ein wissenschaftlich fundiertes Training. Da neben den Individualisten (im K 1) auch die Mannschaften (K 11 und K 1V) trainieren, kommt der Erziehung zum Mannschaftsgeist eine große Bedeutung zu.
Im Januar 1995 gab es ein bisher einmaliges, wenn auch nicht gerade freudiges Ereignis. Das Auto unserer engagierten Übungsleiterin Steffi Scholz hatte sich auf dem vereisten Parkplatz am Elbufer selbständig gemacht. Eine kräftige Windböe reichte, um ihren Peugeot in die Elbe rutschen zu lassen. Die Sportsfreunde vom Ruderverein Laubegast staunten nicht schlecht, als plötzlich anstelle eines Bootes ein PKW zu ihren Bootssteg trieb. Durch einen Großeinsatz der Feuerwehr gelang es, das Auto zu bergen.
1996 hat der Verein 215 Mitglieder, davon 93 Rennsportler. Es wurden 35 Veranstaltungen in Form von Regatten, Trainingslagern, An- und Abpaddeln, sowie Kanuspiele mit guten und sehr guten Ergebnissen durchgeführt. Unter der Leitung des Kinder- und Jugendwartes, Fred Koban, erfolgte die Gründung und Wahl der Kanujugend. Ziel ist es, alle Jugendlichen am Vereinsleben zu beteiligen. Es fanden solche Veranstaltungen wie Winterfreizeit im Riesengebirge, Maifreizeit in Usti und am Knappensee, Sommerfreizeit in Laimnau (Bodensee) u. a. statt.
Für sportliche Erfolge sorgte 1996 Ralf Seidel mit dem zweifachen Vize-Junioren-Europameistertitel im K 1V in Poznan/ Polen. Bei den Deutschen Meisterschaften errang Lars Augustin im Junioren B-Endlauf im K 1 500 m und 1000 m den ersten Platz, Ralf Seidel erreichte den zweiten Platz im B-Endlauf und den siebenten im A-Endlauf.
Sybille Toupal, Cora Steinmann, Cornelia Schmidt und Juliane Klötzer konnten bei den Schülern A im K 1V 2000 m den ersten Platz erkämpfen. Im Juniorenbereich belegten Clemens Kimmel, Ralf Seidel, Janko Förster, Andre Beck und Dan Knobloch gute Plätze.